Vortrag in einer kleinen Gruppe

GAPP = Geschichte, Anthropologie und Philosophie (in) der Psychosomatik

Inhalte und Ziele

Die Reflexion und Integration historischer, anthropologischer und philosophischer Fragestellungen und Konzepte (in) der Psychosomatik weist eine lange und reichhaltige Tradition auf – begonnen etwa bei Kurt Goldsteins Der Aufbau des Organismus (1934) und Vom Sinn der Sinne (Erwin Straus, 1935) über die Anthropologische Medizin (Ludolf von Krehl / Viktor von Weizsäcker / Paul Christian), die Prolegomena einer anthropologischen Physiologie (Frederik J.J. Buytendijk) und die Prolegomena einer medizinischen Anthropologie (Viktor Emil von Gebsattel) bis hin zur Theorie der Humanmedizin (Thure von Uexküll & Wolfgang Wesiack). An diese Tradition wollen Mitarbeiter:innen und Interessent:innen unserer AG_GAPP anschließen und sich unter anderem mit folgenden Themen befassen:

Leitung:

Prof. Dr. med. et phil. Gerhard Danzer, Klinikum SL, Dassow
g.danzer@klinikum-sl.de

Dr. med. et phil. Christian Schmidt, Klinikum SL, Dassow
c.schmidt@klinikum-sl.de

  • Konzepte von Organismus/Leib/Körper (z.B. Merleau-Ponty, Plessner, Goldstein) – angewandt auf Fragestellungen der Medizin und Psychosomatik im 21. Jahrhundert (Transplantation/Mensch-Maschine-Interaktion/Prothesengott/Gehirn-Pacemaker)
  • Konzepte von Leibgedächtnis/Identität/Raum- und Zeiterleben (z.B. Bergson, Minkowski, Norbert Meuter) – angewandt auf Identitätsphänomene im 21. Jahrhundert (gender fluidity/non-binär/Migration/Flucht)
  • Konzepte von Person und Personalität (z.B. Michael Quante, Robert Spaemann) – bezogen auf die vier „E“ einer Person (embodied/embedded/extended/eccentric) und ihrer Diagnostik und Therapie in der Psychosomatik
  • Kritische Historiographie (in) der Psychosomatik (z.B. Gustav von Bergmann, Viktor von Weizsäcker) – ihre Konsequenzen und Spuren für die Konzeptbildung in der Psychosomatik (z.B. „Ganzheit“ – Subjekt – biopsychosozial)

Arbeitsschwerpunkte und Publikationen:

Interessent:innen und Mitarbeiter:innen unserer AG_GAPP arbeiten derzeit an verschiedenen Themen und Fragestellungen aus den Bereichen Geschichte, Anthropologie und Philosophie (in) der Psychosomatik, so etwa:

Dr. med. Christoph Aderkast (Klinikum SL, Dassow) beschäftigt sich mit kulturanalytischen und anthropologischen Aspekten psychoanalytischer Körperkonzepte (z.B. bei Lorenzer, Lacan, Nasio).

Dr. med. Maximilien Huber, niedergelassener Psychosomatiker und Internist sowie am Deutschen Herzzentrum in München tätig. Er war seit vielen Jahren im Sinne der integrierten Psychosomatik an der Charité Berlin und den Ruppiner Klinik aktiv und forscht im Bereich der Psychokardiologie bei angeborenen Herzfehlern zu den anthropologischen Aspekten dieser Patientengruppe.

Dr. med. Dipl. theol. Helmut Harr ist Internist, Psychosomatiker, Theologe, Chefarzt am Diak Klinikum Schwäbisch Hall. Er hat großes Interesse an praktischer Ethik und Anthropologie im Hinblick auf die klinisch-praktische Umsetzung; seit dem Jahreskongress 2024 ist er aktives Mitglied der Arbeitsgruppe.

Pierre Schleicher (M.Sc., B.Sc.) ist als klinischer Psychologe in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der AMEOS Klinik Haldensleben in Sachsen-Anhalt tätig. Er forscht als Doktorand an der Universität Heidelberg zum Widerstandsbegriff und möchte seine empirische Arbeit anthropologisch reflektieren, was er seit 2024 als aktives Mitglied unserer Arbeitsgruppe tut.

Zina Foos ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dokumentationsassistentin der gemeinnützigen GmbH für Personale Medizin tätig und engagiert sich seit vielen Jahren für die wissenschaftliche Aufbereitung der klinischen Daten am Klinikum SL in Dassow.

Gina Rossollek (B.Sc.) ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Klinikum Schloss Lütgenhof tätig. Sie beschäftigt sich derzeit im Rahmen ihrer Masterarbeit mit der konzeptuellen und empirischen Entwicklung des Werte-Grids (Erstbetreuerin: Prof. Dr. phil. Lisa Malich, Universität zu Lübeck, Zweitbetreuer: G. Danzer und Ch. Schmidt, Klinikum SL Dassow).

Dr. med. Jakob Blaumer (Klinikum SL, Dassow) promovierte jüngst (2025) im Bereich der kardiorenalen Grundlagenforschung an der Universität des Saarlandes und begleitet aktuell eine längsschnittliche klinische Studie zur Validierung des transaktionalen Stressmodells nach Lazarus & Folkman mit psychosomatischen Patienten des SL.

Dr. phil. Corinna Pregla (M.A., B.Sc.) ist klassische Sängerin, Kulturwissenschaftlerin und Psychologin sowie als Psychotherapeutin mit Schwerpunkt im Bereich tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie am Klinikum Schloss Lütgenhof in Dassow tätig. In ihrer Forschung vereint sie kulturwissenschaftliche, musik- und sozialpsychologische Ansätze mit einer stark anthropologischen und interpersonellen Orientierung.

Dr. med. et phil. Christian Schmidt (Klinikum SL, Dassow) promovierte im Jahr 2023 im Fachbereich Philosophie an der Universität Potsdam (Erstbetreuer: G. Danzer, Universität Potsdam; Zweitbetreuer: Prof. Hans-Peter Krüger, Universität Potsdam). Die Dissertationsschrift Vom Trauma zum bedeutungsvollen Ersterlebnis ist Anfang 2024 im Karl Alber Verlag erschienen. In seiner aktuellen Forschung geht es um die Frage nach Werterfahrungen in Diagnostik und (Psycho)Therapie im Anschluss an die Wertphilosophie von Max Scheler und Nicolai Hartmann.  

Prof. Dr. med. et phil. Gerhard Danzer (Klinikum SL, Dassow) publizierte bereits die zweite Auflage von Personale Medizin – Zur Anthropologie von Krankheit und Gesundheit (2021, im Springer-Verlag Heidelberg). Zuletzt erschienen ist seine Monografie Eudämonie – Vom guten, besseren, gelingenden Leben (2023, ebenfalls im Springer-Verlag). Jüngst stellte er ein weiteres Manuskript zum Begriff des „Denkraums der Besonnenheit“ im Anschluss an Aby Warburg fertig, das im Laufe dieses Jahres (2025) im Springer-Verlag erscheinen wird.

Organisation:

Die Arbeitsgruppe besteht seit Mai 2023 und beabsichtigt, sich regelmäßig während der jährlichen DKPM/DGPM-Kongresse zu treffen und auf diesen Kongressen Symposien anzubieten. Darüber hinaus finden etwa alle 6-8 Wochen analog-digitale Hybridtreffen statt. Für das Jahr 2025 plant die Arbeitsgruppe ein eigenes wissenschaftliches Symposium am Klinikum Schloss Lütgenhof in Dassow. Die AG_GAPP ist als offene Gruppe konzipiert, d.h. Interessierte können jederzeit hinzukommen (Kontakt siehe unten).

Zum Herbstsemester 2025 wird ein Präsenz-Treffen, im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums in Dassow (Mecklenburg-Vorpommern) am 03.10. und 04.10.2025 stattfinden, welches wir bei den kommenden Online-Treffen organisatorisch und inhaltlich vorbereiten möchten. Der Titel des Symposiums lautet: Person – Maske – Mensch? Leben zwischen Vielheit und Vereinigung.

Unabhängig vom Stand der Ausbildung und vom beruflichen Hintergrund freut sich unsere AG über alle Interessent:innen, die sich von den GAPP-Themen angesprochen fühlen. Die Liste der Mitglieder der Arbeitsgruppe wird kontinuierlich gepflegt. Die jeweils aktuellen Ergebnisprotokolle der Treffen der AG werden auf Anfrage zur Verfügung gestellt.

Kontakt:

Prof. Dr. med. et phil. Gerhard Danzer: g.danzer@klinikum-sl.de
Dr. med. et phil. Christian Schmidt: c.schmidt@klinikum-sl.de